Der VSR Gewässerschutz e.V. als angeblich gemeinnützige Umweltschutzorganisation bietet wie alle Jahre wieder seine Dienste in Form diverser Wasseranalysen an. Das ist an sich nichts Verwerfliches. Die Schlüsse, die man anhand der Analysen zieht, sind es: So soll die intensive Landwirtschaft und Viehhaltung an den hohen Werten mancher Gartenbrunnen schuld sein.
Es ist richtig und bekannt, dass stadtnahe und flachgründige Gartenbrunnen erhöhte Nitratgehalte aufweisen. Umweltbewusste Gärtner entsorgen keine Nahrungsmittelreste, sie kompostieren sie und düngen damit organisch ihr Gemüse. Das ist gut und recht so. Nur reicht die Fläche oftmals nicht, um den ganzen organischen Dünger unterzubringen. Die oftmals parallel betriebene Hühnerhaltung jahrzehntelang auf der gleichen Stelle führt auch zu hohen Stickstofffrachten des Bodens. So ist es wenig verwunderlich, wenn die Gartenbrunnen hohe Nitratwerte aufweisen. Ebenso wissen wir, dass Kommunen marode Kanalsysteme haben. Wir sehen das daran, dass „vor“ Gemeinden (bezogen auf die Flussrichtung des Grundwassers) die Nitratwerte gleich oder nahe Null sind und “hinter” den Gemeinden teilweise über 50 mg gehen. Das trifft vor allem manche Gemeinde entlang der Bergstraße zu, hinter denen der Forst beginnt. Die Messung unserer Feldbrunnen belegt, dass wir in den meisten Fällen sehr geringe Grundwasserbelastung mit Nitraten haben: z. B. viele Brunnen entlang der Riedschiene liegen bei null, überhaupt sind 50 mg die Ausnahme. Erhöhte Werte haben wir neben ehemaligen Deponiestandorten. Wir entnehmen übrigens unsere Wasserproben erst nach mehrstündigem Abpumpen, um sicherzustellen, dass Verunreinigungen im Feldbrunnen keine Verfälschung der Ergebnisse bringen.
Es geht nicht darum, die Landwirtschaft von allen Vorwürfen frei zu sprechen.
Es kann durchaus Situationen geben, (Wetterlage, Hangneigung, Viehdichte) in denen es zu Nährstoffverlagerung kommen kann. Diese zu vermeiden gibt es erstens die Offizialberatung, zweitens die Zertifizierung der Betriebe, sowie die Mitarbeiter der Wasserrahmenrichtlinie. Hier werden flächendeckend in Herbst und Frühjahr Bodenproben gezogen, anhand derer die spätere Stickstoffdüngung der Kulturen bemessen wird. Freiwillig überdüngen wird niemand, denn Dünger ist erstens teuer, zweitens werden unsere Produkte (Gemüse, Kartoffeln,) auf den Nitratgehalt hin gemessen. Wer riskiert schon eine Weigerung wegen Nitrat. Drittens wird bei zertifizierten Betrieben alles nochmals anhand der Dokumentationen kontrolliert. Apropos Viehhaltung: Wir haben nur 0,2 Großvieheinheiten/ha mit abnehmender Tendenz. Das große Güllefass als Leitbild in den Zeitungen ist hier absolut fehl am Platz! Übrigens kommen in unseren Ballungsgebieten bis zu 45 kg N/ha durch Autoabgase und Ölheizungen runter (Ellenberg und Leuschner 2010).
Wir Landwirte sind bereit, bei der Nitratproblematik mitzuarbeiten und alles zu tun, Nitrateinträge ins Grundwasser zu vermeiden. Wir sind allerdings nicht bereit, den alleinigen Sündenbock zu spielen. Vielen Brunnen mit hoher Belastung fehlt unseres Erachtens der Einfluss der Landwirtschaft. Deshalb fordern wir schon seit Jahren vom Regierungspräsidium und dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Ursachenforschung zu betreiben. Dieser Forderung wurde endlich stattgegeben: Das Projekt “Multiparametrisches Monitoring von Nitratfrachten in der Landwirtschaft” (MoNi) wird anhand der ermittelten Daten verschiedener intensiv wirtschaftender Betriebe im südlichen Ried (gärtnerischer Gemüsebau/Feldgemüsebau) vom Julius-Kühn-Institut durchgeführt. Das Projekt ist mehrjährig und wird zu beiden Seiten des Rheins ausgerichtet.
Verschärfungen im Düngerecht akzeptieren wir nur da, wo es einen gesicherten Einfluss unserer Wirtschaftsweise gibt. Bei Nullwerten brauchen wir an unserer guten fachlichen Praxis nichts zu ändern (so viel wie nötig, so wenig wie möglich).
Anhand des Dialogforum Spurenstoffe im Hessischen Ried wurde festgestellt, dass 96 % der Grundwasserproben frei von Schadstoffen sind. Das belegen 107.000 Messwerte. Die gefundenen Schadstoffe sind größtenteils Spuren von nicht mehr zugelassenen Altwirkstoffen und deren Metabolite, Triflouressigsäure (von den Kältemitteln) und 3 Pflanzenschutzwirkstoffe, allerdings nur an wenigen Standorten. An der Entfernung/Vermeidung des Eintrags derselben wird gearbeitet.
Niedriges Niveau bei Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln aus Deutschland
Für Lebensmittel aus Deutschland war die Anzahl an Überschreitungen nach einem leichten Anstieg im Vorjahr wieder rückläufig und lag 2021 bei 1,1 % (2020: 2,0 %). Bei Erzeugnissen aus anderen EU-Mitgliedstaaten stieg die Überschreitungsquote leicht auf 1,8 % (2020: 1,3 %) an. Einen deutlichen Anstieg der Quote von 7,8 % (2020) auf 10,9 % gab es dagegen bei Lebensmitteln aus Nicht-EU-Staaten. Auch hier zeigt sich, dass anständig gearbeitet wird.
Wir würden uns in Zukunft von den Verantwortlichen des VSR-Gewässerschutzes wünschen, dass sie sich vorher bei uns Landwirten informieren, bevor sie uns pauschal beschuldigen. Ebenfalls empfehlen wir dem VSR Gewässerschutz sich bei den Mitarbeitern der Wasserrahmenrichtline in Griesheim kundig zu machen. Eigentlich wollen wir beide dasselbe: sauberes Grundwasser!
Dr. Willi Billau
Vorsitzender Regionalbauernverband Starkenburg