Frau Klöckner als stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU nahm an den Sondierungsgesprächen der Union mit der SPD teil. Sie war hauptverantwortliche für den Agrarbereich und hat als Winzers Tochter die entsprechende Basiserfahrung.
Die Bäuerinnen und Bauern erhoffen sich von Ihr in den anschließenden Koalitionsverhandlungen einen bedingungslosen Einsatz für die bäuerliche Landwirtschaft.
Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es auch kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben erlauben, von ihrer Arbeit zu leben. Momentan beschleunigt sich der Strukturwandel, da weder im Acker/Feldgemüsebau, noch in der Milchwirtschaft befriedigende Erträge zu erwirtschaften sind. Der finanzielle Erfolg der landwirtschaftlichen Betriebe liegt erheblich unter dem gewerblichen Vergleichsgewinn. Betriebe mit Betriebsleitern über 50 Jahren haben nur zu 30% eine/n Nachfolger/in.
Der Lebensmitteleinzelhandel lässt die Bauern seine volle Macht spüren. Im letzten Jahr hatte man trotz Vorhandensein regionaler Kartoffeln und Zwiebeln spanische bzw. tasmanische in den Regalen, im November wurde Pfälzer Feldsalat zugunsten italienischer Ware einfach ausgelistet. Obst und Gemüse werden durch behutsamen Einsatz von Pflanzenschutzwirkstoffen immer sicherer: Deutsche Ware liegt zu 99% weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Dabei verhindern wir mit der Behandlung unserer Pflanzen eine Verunreinigung mit natürlichen Giftstoffen von Schadpilzen (Verderb, Fäulnispilze). Trotzdem wird der Verbraucher durch gezielte Angstmache immer unsicherer.
Biologische Produktion kann ein Ausweg sein, aber nicht für die gesamte Agrarbranche.
Biolandwirte und konventionelle Landwirte können voneinander lernen. Wenn wir „das Gute“ und „Richtige“ kombinieren, kommen alle weiter. Aber die konventionellen Landwirte, die ebenfalls sehr gut geschult sind, zu verunglimpfen, das geht schon gar nicht. Die Hoffnung Mancher, wenn denn alle Bio machen, dann wird Bio richtig billig, ist purer Hohn. Durch ruinösen Preiskampf werden die Einheiten größer, so auch in der Tierhaltung. Dabei sind die Anstrengungen der Landwirte, Tiere immer tierartgerechter zu halten, enorm. Die Fixkosten steigen permanent und dann erfolgen immer schneller Tiefpreisphasen, die die getätigten Investitionen unrentabel machen. Hier müssen verlässliche Modelle her. Einen Umbau der Landwirtschaft zu noch mehr naturnaher und tierartgerechter Produktion können wir mit Weltmarktpreisen nicht stemmen. Es müssen verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine nachhaltige Produktion langfristig garantieren.
Der Flächenverbrauch in unserer Region Starkenburg als Schnittstelle zweier Metropolregionen ist exorbitant. Sieht man die LogistikCenter entlang der B44, immer neue Gewerbegebiete und Baugebiete, spiegelgleich zu beiden Seiten des Rheins, dann fragt man sich, wo wir in 50 Jahren unser regionales Obst und Gemüse anbauen sollen oder wo das Futter für unsere Tiere wachsen soll.
Es werden immer nur die besten, ebenen und bewässerungsfähigen Böden versiegelt. Hier hoffen wir auf die Naturschutzverbände, dass sie uns helfen die Versieglung zu stoppen und den naturschutzrechtlichen Ausgleich nicht mehr auf Ackerflächen zu realisieren, sondern z.B. als Maßnahmen im Wald (runder Tisch).
Ein neues Jahr bricht an, die Sorgen sind geschildert. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Starkenburg hat eine ausgezeichnet ausgebildete Jugend, die stolz ist auf ihre Höfe.
Wir wollen von Frau Klöckner wissen: Steht Sie hinter der bäuerlichen Landwirtschaft? Wird die Koalition Agrarpolitik mit Vernunft und Augenmaß betreiben oder lässt sie sich von Ideologen verleiten. Wir sind gespannt!
Willi Billau
Regionalbauernverband Starkenburg
Vorsitzender
Das vollständige Programm finden Sie hier.